Malta

Vom 12. bis zum 19. März 2022 haben wir einen Bildungsurlaub auf Malta gemacht! Es war der erste Bildungsurlaub im Ausland, der seit dem Beginn der Corona-Pandemie stattfinden konnte. Für eine Woche haben wir den Inselstaat im Mittelmeer erkundet und konnten mit einem vielfältigen Programm ausführliche Einblicke in die Politik und Gesellschaft Maltas erlangen.

Wir haben die verschiedensten Städte besichtigt, von der Hauptstadt Valletta bis hin zu kleinen Fischerdörfern. Wir haben Kirchen und Schlösser besucht, eine Hafenrundfahrt gemacht, mit verschiedenen Stiftungen und NGOs geredet, der Deutschen Botschaft einen Besuch abgestattet, die Nachbarinsel Gozo besucht, durch einen botanischen Garten und ein Kunsthandwerkerdorf geschlendert, uns über Denkmäler und Statuen informiert, einen Tempel und eine Basilika besichtigt, in verschiedenen Genossenschaften und Gewerkschaften spannende Gespräche geführt und den Deutsch-maltesischen Kulturzirkel besucht.

Inhaltsverzeichnis

Politik

Malta ist eine parlamentarische Demokratie, in der das Parlament aus einer Kammer besteht: dem Repräsentantenhaus. Das Parlament wählt nach Vorschlag des Premierministers den oder die Präsident*in, welche*r für fünf Jahre Maltas verfassungsmäßiges Staatsoberhaupt ist. Aktuell ist das George Vella, der seit April 2019 im Amt ist. Der Regierungssitz liegt in der Hauptstadt Valletta. Aktuell sitzen in Maltas Parlament 67 Abgeordnete, die in allgemeiner Wahl 2017 ins Parlament gewählt wurden und nun ihre fünfjährige Amtszeit erreicht haben.

Maltas Parteienlandschaft ist stark von den zwei größten Parteien geprägt. Es gibt die konservativ-christdemokratische Partei Partit Nazzjonalista (PN) – eine konservativ-christdemokratische Partei, die sich bereits 1880 gegründet hat. Der aktuelle Parteivorsitzende ist Bernard Grech. Die zweite große Volkspartei ist die sozialdemokratische Partei Partit Laburista (PL), die 1921 gegründet wurde. Der Parteivorsitzende ist Robert Abela. Nach fünfzehn Jahren, in denen die PN regierte, haben die Sozialdemokrat*innen 2013 mit 54,8 Prozent die Mehrheit im Parlament erreicht.

„Würdest du wählen, wen deine Eltern wählen?“

Auf Malta gibt es keine Wahlpflicht, jedoch liegt die Wahlbeteiligung bei Parlamentswahlen weit über 90 Prozent. Die meisten Malteser*innen binden sich langfristig an eine Partei – es wird also das gewählt, was die Familie schon seit Jahrzehnten wählt. So gibt es wenige Wechselwähler*innen. Familien, in denen alle selbst entscheiden, wen sie wählen, sind eher untypisch. Normalerweise äußert sich niemand öffentlich dazu, wen er oder sie wählt.

Neue Parteien haben es daher schwer, ins Parlament einzuziehen. Hinter der PN und der PL ist die grüne Alternattiva Demokratika (AD) die drittstärkste Partei auf Malta – im Parlament ist sie jedoch nicht vertreten. Andere Parteien, die am Samstag zur Wahl stehen, sind die europaföderalistische Partei Volt Malta, die beiden zum Teil rechtsextremen Parteien ABBA und Partit Popolari, die Unabhängigen Residenti Beltin und die kommunistische Partit Komunista Malti.

Parlamentswahlen

Am Samstag, den 26. März 2022, hat auf Malta die Parlamentswahl stattgefunden! Hier findest du die fünf wichtigsten Fakten zur Wahl:

Bevölkerung

Sprache

„Nizza il-Ġimgħa“ – Das ist Maltesisch und bedeutet „Schönen Freitag!“

Maltesisch oder auch Malti wird von ungefähr einer Million Menschen gesprochen – davon leben etwa 500.000 im Ausland. Auf Malta gibt es zwei Amtssprachen: Englisch und Maltesisch, doch auch Italienisch hört man oft im Alltag. Das Englisch eine Amtssprache ist, liegt immer noch daran, dass Malta lange Zeit eine britische Kolonie war. Bis vor dem Zweiten Weltkrieg dominierten auf Malta Italienisch und Englisch als offizielle Sprachen, allen voran als Verwaltungs-, Gerichts- und Bildungssprachen. Im Jahr 1934 wurde Maltesisch erst als Amtssprache ergänzt.

Was genau ist Malti?

Maltesisch ist ein Mix aus Italienisch, Englisch und Arabisch. Das Bemerkenswerte an der Sprache ist, dass sie die einzige semitische Sprache ist, die in lateinischen Buchstaben geschrieben wird. Dies liegt daran, dass Maltesisch früher nur gesprochen wurde. Erst als Ritter auf die Insel kamen, wurde die Sprache aufgeschrieben, und zwar in lateinischen Buchstaben. Malti ist eine etwas schwierige, nicht leicht zu verstehende Sprache, die über mehr Buchstaben und eine ganz andere Ausdrucksweise verfügt als beispielsweise Deutsch. In den Schulen wird meist sowohl Maltesisch als auch Englisch gelehrt. Die Hauptfächer sind in vielen Schulen auf Englisch, während die Nebenfächer in Maltesisch unterrichtet werden. Da es manche Wörter gar nicht in der maltesischen Sprache gibt, beispielsweise technische oder medizinische Begriffe, wird es auch in Zukunft beide Amtssprachen weiterhin geben.

Religion

Auf Malta gibt es ca. 365 Kirchen. Die Malteser*innen sagen gern scherzhaft, dass sie für jeden Tag eine Kirche hätten. Gerechnet auf die Zahl der Einwohnenden gibt es auf Malta ein Kirchengebäude je 1.200 Einwohner*innen. Die katholische Kirche hat seit Jahrhunderten eine hohe Mitsprache in der Politik und einen starken Einfluss auf das gesellschaftliche Leben Maltas.

Wusstest du, dass Malta das Land mit der größten Kirchendichte weltweit ist?

Mit 94 Prozent ist der Großteil der maltesischen Bevölkerung römisch-katholisch. Nur wenige Menschen sind protestantisch, christlich-orthodox, muslimisch, jüdisch oder nicht-religiös. Früher gab es auf Malta deutlich mehr Menschen muslimischen Glaubens, die durch die arabische Eroberung in dem Jahr 870 nach Malta kamen. Im hohen Mittelalter wurde die muslimische Bevölkerung jedoch vollkommen christianisiert. Heute gibt es eine Moschee auf Malta.

Viele maltesische Kirchen sind mit zwei Uhren versehen, die verschiedene Uhrzeiten anzeigen. Es heißt, dass eine Uhr jeweils für die richtige Uhrzeit steht, nach der sich die Malteser*innen richten sollen. Die andere Uhr würde absichtlich eine falsche Zeit anzeigen, um Satan zu verwirren, damit er nicht die Messe stören kann.

Gesundheitssystem

Schulsystem

Hier haben wir fünf spannende Fakten für dich, mit denen du dein Wissen über Maltas Schulsystem testen kannst:

1. Auf Malta gibt es staatliche, kirchliche und private Schulen. Die kirchlichen Schulen sind besonders beliebt und es muss ausgelost werden, wer dort unterrichtet werden darf. Sobald allerdings das erste Kind einer Familie an einer kirchlichen Schule angenommen wurde, dürfen die jüngeren Kinder auch dorthin. Maltas Schulsystem erinnert sehr an das in Großbritannien – dies ist noch ein Einfluss der britischen Kolonialzeit.

2. An maltesischen Schulen gibt es einen strengen Dresscode, laut dem Piercings, bunte Haare oder Nagellack verboten sind. Oft ist auch das Tragen von Schuluniformen Pflicht. Zudem werden die Schüler*innen nach der Grundschule nach (binärem) Geschlecht getrennt unterrichtet.

3. Auf Malta findet der Unterricht sowohl auf Englisch als auch auf Maltesisch statt. Mit 12 Jahren müssen sich die Schüler*innen zudem für eine weitere Fremdsprache entscheiden. Meistens wird Französisch oder Italienisch gewählt.

4. Die Sommerferien sind auf Malta meist von Ende Juni bis Ende September und dauern 11 Wochen. Über das restliche Jahr gibt es ansonsten nur wenig Ferien.

5. Die Schüler*innen dürfen selbst entscheiden, in wie vielen Fächern sie eine Prüfung ablegen wollen. Pro Prüfung muss allerdings gezahlt werden – aktuell etwa 11 Euro pro Fach. Um anschließend studieren zu können, ist eine gewisse Anzahl an Fächern notwendig.

Daphne Caruana Galizia

CN: Mord

Daphne war eine engagierte, maltesische Journalistin und Bloggerin. Sie schrieb nicht nur für die verschiedensten Zeitungen, sondern veröffentlichte seit 2008 auch auf ihrem eigenen Blog Artikel und Kolumnen. Oft berichtete sie auch live über Geschehnisse auf der Insel. Daphne schrieb meist über kontroverse Themen und deckte mit ihren Recherchen Fälle von Korruption und Geldzuwendungen innerhalb Maltas auf. Ihr Blog war einer der meistgelesenen auf Malta.

An Daphnes journalistischer Tätigkeit waren viele Sachen einzigartig: Zu Beginn war es für sie schwer, sich in dem männerdominierten Beruf durchzusetzen. Doch Daphne versteckte sich nicht, sie veröffentlichte ihre Artikel unter ihrem eigenen Namen und sogar mit Foto – das war damals sehr untypisch. Auch äußerte sich Daphne öffentlich dazu, wen sie wählt und dass in ihrer Familie alle selbst entscheiden dürfen, wen sie wählen – für Malta ist das auch heute noch sehr unüblich!

Daphne hat Vieles aufgedeckt und Korruptionsvorfälle ans Licht gebracht. Das hat natürlich nicht allen gefallen: Sie wurde nicht nur mehrmals verklagt und kurzzeitig verhaftet, sondern hat auch Morddrohungen bekommen. Die Lage wurde für Daphne immer gefährlicher.

Am 16. Oktober 2017 wurde Daphne Caruana Galizia ermordet. Sie ging von ihrer Wohnung in Bidnija zu ihrem Auto und fuhr los. Kurze Zeit später wurde eine im oder am Auto platzierte Bombe gezündet und explodierte.

Am 16. jeden Monats protestieren viele Menschen in Maltas Hauptstadt für Gerechtigkeit, Aufklärung des Mordes an Daphne Caruana Galizia und Sicherheit für Journalist*innen an dem Denkmal für Daphne. Gerade in den heutigen Zeiten wird uns erneut gezeigt, wie wichtig die Pressefreiheit ist. Dazu gehört aber auch, dass Journalist*innen ihre Geschichten und Berichte veröffentlichen können, ohne dass ihnen was passiert. Das ist leider nicht immer der Fall, wie durch den tragischen Tod der Journalistin Daphne Caruana Galizia deutlich wurde.

Auf unserer Bildungsreise nach Malta haben wir uns mit der Schwester von Daphne und Mitarbeiterin der Daphne Caruana Galizia Foundation getroffen: Corinne Vella. Sie berichtete uns von ihrer Schwester, dem Mord und der Arbeit der Foundation. Der Mord ist weiterhin nicht aufgeklärt – keiner wurde angeklagt. Die Foundation kämpft gemeinsam mit vielen NGOs für Gerechtigkeit, Presse- und Meinungsfreiheit und Sicherheit für Journalist*innen. Gemeinsam mit den @fbdn_stories wollen sie dieses Ziel erreichen. Unter dem Motto “they killed the journalist, not the stories” nahmen sie Daphnes Arbeit auf und verfolgen die Geschichte zur Korruption auf Malta weiter.

Wirtschaft

Landwirtschaft

Während unseres Bildungsurlaubs auf Malta stand ein Gesprächstermin mit dem Dachverband der Farmer*innen auf dem Programm. Insgesamt sind auf Malta etwa 18.500 Menschen in der Landwirtschaft tätig, das macht ein Zehntel der Erwerbstätigen auf Malta aus. Das Durchschnittsalter der Farmer*innen liegt zwischen 55-63 Jahren, somit gibt es auf Malta auch ein Nachwuchsproblem. Die jungen Farmer*innen sind dafür besonders an ökologischem Anbau interessiert.

Der Dachverband ist ähnlich wie eine Genossenschaft organisiert und besteht aus etwa 1.200 Mitgliedern. Die einzelnen Farmer*innen bringen ihr angebautes Obst und Gemüse zum Großmarkt, auf dem es per Auktion an Großkund*innen wie Restaurants verkauft wird. Erst danach gibt es einen Resteverkauf, an dem auch Privatpersonen teilnehmen dürfen. Obst und Gemüse, das nicht verkauft wird, geht an die Tafel und Waisenhäuser.

Die Landwirtschaft und Fischerei decken nur etwa 20 Prozent von Maltas Eigenbedarf, die restlichen Lebensmittel müssen aus dem Ausland importiert werden. Das hat zur Folge, dass die Nahrungsmittel auf Malta meist 10-15 Prozent teurer sind als beispielsweise hier in Deutschland. Die Umweltbedingungen auf Malta sind nicht gerade ideal für eine landwirtschaftliche Nutzung. Der Großteil der Landwirtschaft wird dank unterirdischer Wasservorkommen daher auf Gozo betrieben.

Gewerkschaften

Zu unseren Bildungsurlauben gehören immer auch interessante Gesprächstermine bei den verschiedensten Organisationen. Während unserer Malta-Reise stand unter anderem ein Besuch bei der „General Workers‘ Union“ (GWU) auf dem Programm. Durch ein informatives Gespräch mit drei Mitarbeitern konnten wir mehr über die Gewerkschaft und ihre Arbeit erfahren.

▶️ Wie ist Malta gewerkschaftlich organisiert?

Etwa 51 Prozent der Arbeitnehmer*innen auf Malta sind gewerkschaftlich organisiert, die meisten in den zwei größten Gewerkschaftsgruppen GWU und „Union Haddiema Maghqudin“ (UHM). Während die GWU eher links und sozialdemokratisch ist, ist die UHM eher konservativ ausgerichtet. Manche Berufsgruppen – allen voran Lehrkräfte, Bankangestellte und Geburtshelfer*innen – sind in kleineren, unabhängigen Gewerkschaften organisiert.

▶️ Was ist die GWU Malta?

Die GWU wurde 1943 gegründet und war zuerst eine Organisation der Hafenarbeiter*innen. Inzwischen vertritt die Gewerkschaft ein breites Spektrum an Arbeitnehmer*innen aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen. Die GWU ist mit mehr als 46.000 Mitgliedern die größte Gewerkschaft Maltas. Sie ist in acht verschiedene Sektionen aufgeteilt.

▶️ Wofür setzt sich die GWU ein?

Die Ziele der GWU sind es, Arbeiter*innen zu organisieren, jegliche ihrer Interessen zu vertreten und sich gemeinsam für Verbesserungen der Arbeitsbedingungen einzusetzen. Die GWU hat bereits mit dafür gesorgt, dass zahlreiche Arbeitsrechte auf Malta eingeführt wurden, beispielsweise der Mutterschutz, die 40-Stunden-Woche und der Mindestlohn. Die GWU besitzt zudem zwei Abteilungen, die sich gezielt für die Interessen von Rentner*innen und die Interessen junger Arbeitnehmer*innen einsetzen.

Deutsch-Maltesischer Zirkel

Im Messina Palace in Valetta befindet sich der Deutsch-Maltesische Zirkel. Dieser ist gleichzeitig eine Bildungseinrichtung und eine Art Kulturzentrum mit dazugehörigen Seminar- und Konferenzräumen, einer Bibliothek und einem Café.

Während unseres Bildungsurlaubs auf Malta haben wir uns mit Arthur Ciantar, dem ehrenamtlichen Präsidenten des Deutsch-Maltesischen Zirkels, getroffen und spannende Einblicke in die Aktivitäten des Zirkels bekommen. Regelmäßig werden hier die unterschiedlichsten Veranstaltungen angeboten: Aussellungen, Lesungen, Filmvorführungen, Konzerte, Sporttuniere und vieles mehr.

Der Deutsch-Maltesische Zirkel ist auf Malta das einzige zugelassene Bildungszentrum, an dem Deutsch-Prüfungen mit Goethe-Institut-Zertifikat absolviert werden können. Die Schüler*innen werden zurzeit von 18 maltesischen Lehrkräften unterrichtet, die alle vom Goethe-Institut geprüft wurden. Der Zirkel finanziert sich durch die Deutschkurse und die Mitgliedsbeiträge von aktuell rund 400 Mitgliedern, die sich dort ehrenamtlich engagieren.

Gegründet wurde der Deutsch-Maltesische Zirkel vor 60 Jahren mit dem Ziel ein besseres Verständnis und eine Freundschaft zwischen Malta und Deutschland zu fördern. Aus Deutschland kommen jährlich die zweitmeisten Tourist*innen nach Malta, viele davon sind Kreuzfahrttourist*innen.


Warst du schon einmal auf Malta? Würdest du gern einmal hin?

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